Der Irrsinn mit der Elektrik, Galvanik und Elektrolyse
Während einer Spachtel- und Schleifpause anno 2008 schlenderte Kabel-Mario von der Werft vorbei. Ich die Gelegenheit am Schopf gepackt, und ihn gefragt, ob er nicht die „Safari“ komplett verkabeln möchte. Also Kabel-Mario sollte den Auftrag zur Elektrifizierung der ganzen Yacht bekommen. Vom kleinen Lämpchen, über die Ankerwinde, Elektronik, Ladegerät, Batterien, PiPaPo. Er hatte freie Hand, es gab keine Altlasten mehr. Einzige Bedingung: Er muß uns eine Garantie über Elektrolyse und Galvanik geben. Nix darf passieren.
Seine Antwort: „Des goht it, weil Elektrolyse isch Glücksach.“ ……. (Werft-Elektriker!!!)
Na denn, …… so schlecht können wir es auch selber!
Elektrik an Bord: DIY – selber lernen
Bücher gekauft, im Internet gegoogelt, längst verschollenes Pysik-Wissen aus den hinteren Synapsen hervorgekramt, auf Messen die Verkäufer von Batterien, Elektrik und Elektronik genervt, ein Jahr und zwei Jahr lang. Nochmals Bücher studiert mit vielen Seglern gesprochen und in Foren rumgestöbert.
Die Lutscherverkäufer auf Messen laß ich heut außen vor. Es geht um die hervorragenden Aussteller, die wirklich ein Ahnung haben und uns großartig weitergeholfen haben. Und um Firmen, die Wissen auch mitteilen und nicht nur verkaufen wollen. Das ist hier jetzt keine Werbeveranstaltung! Nur unsere ganz persönliche Erfahrung!
Welche elektrischen Verbraucher und welche Kapazität?
Der erste Erkenntnis auf der boot 2010 war die, daß wir als aller erstes unseren Stromverbrauch benötigen. Also erstmal überlegen, welche Verbraucher haben wir / wollen wir, wie lange laufen diese am Tag, welche Leistung benötigen sie in dieser Zeit, und wie lange wollen wir unabhängig von neuer Stromzufuhr sein. Daraus ergibt sich die Kapazität der Batterien. Ganz praktisch ist hier der Batteriefinder der Fa. Yachtbatterie. Das kleine Familienunternehmen ist mit Kompetenz besetzt! Das ist Spitze mit Luftsprung. Auch das Portfolio läßt keine Wünsche offen (war unsere erste Wahl). Und auf der Internetseite kann sich der Kunde hervoragend informieren. Lustigerweise informiert sich auch die Konkurenz gerne auf dieser Seite! Genug gelobt!
Erste Weisheit: Ein Konzept überlegen, was ich alles will / brauch und dann berechnen.
Wir wollten die Ausstattung so minimalistisch wie möglich, ohne auf Sicherheit zu verzichten.
Welche elektrischen Komponenten sind nötig?

Die boot 2011 brachte dann so manch einen Verkäufer ins Schwitzen. Ausgestattet mit unserer Wunschliste und gefühlten 3455 Fragen stürzten wir uns ins maritime Elektrobusiness. Ladegerät, Galvanische Isolatoren, verzinnte Kupferkabel, Wechselrichter, Spannungswandler, BAtterieüberwachung, Kabelquerschnitte, … und immer auch die Frage nach Galvanik und Elektrolyse.
Traff ein Verkäufer eine Aussage A, konfrontierten wir Verkäufer B damit. Die Verwirrung wuchs, und auch unsere Erkenntnis, daß Wissen arg dünn gesät ist. Unser Lieblingsfrage dann am Schluß: Warum soll ich ihr Produkt kaufen, und nicht das von Anbieter XY. Und brauch ich das wirklich?
Zweite Weisheit: Sich nicht abwimmeln lassen, bis man eine verständliche Antwort erhalten hat.
12 V oder 24 V oder 220 V an Bord, Landanschluß ja oder nein ?
Auf Safari gab es ja alles. Wir entschieden uns ganz schnell für 12 V. Warum? Weil es die meisten Verbraucher in 12 V gibt und 22o V unsympathisch ist. Das ist wie daheim. Als Landanschluß kommt nur eine Insellösung in Betracht. Wo viel verbaut wird, kann auch viel Unsinn passieren. Also auch möglichst minimalistisch.
Kupferkabel verzinnt oder normal?
In Amerika und Australien werden alle Neubauten mit verzinnten Kupferdrähten verkabelt. In Europa dagegen gibts das nicht. Das Zinn verhindert die Korrosion an den Drahtenden. Da wir es richtig machen wollen und vorallem nie mehr im Leben dran rumwerkeln ist klar: Wir nehmen verzinnte Kupferdrähte.
Wo gibt es verzinnte Kupferdrähte?
Offiziell nirgends. Die Firma LAPP-Kabel stellt sie aber her. Allerdings liefert diese nur an Händler. Und das auch nur in größeren Gebinden. Bei der Neuverkabelung einer Segelyacht lohnen sich die Großpackungen aber schon! Wer Bedarf hat, kann sich bei uns melden
Dritte Weisheit: Gibts nicht, geht gar nicht!
Zweipolig verkabeln
Wer viel liest und gegeneinander abwägt, kommt beim Thema Elektrolyse an einer Sache nicht vorbei: Konsequente zweipolige Verkabelung. Ohne Ausnahme! Und für jeden Verbraucher eine eigene Stromschlaufe.
Von Motor bis zur Batterie …. Plan zeichnen
Man glaubt kaum, wie kompliziert so eine Stromerzeugung sein kann, bis endlich was in der Steckdose beziehungsweise in der Batterie ist. Plan zeichnen, ausdrucken und damit wieder auf die Messe. Bei einem Hersteller bleiben, der ALLE Komponenten liefern kann. Den Plan zur Kontrolle dortlassen. Abzeichnen lassen!!!! Dann die Komponenten dort auch kaufen.
Unsere Werft war mit der Firma Phillipi verbandelt. Das war nix schlecken Zucker für die Herren. Huhu Herr Stollsteimer. Immer freundlich und immer nett, bis auch ein Allgäuer zufrieden war. Fettes Lob an dieser Stelle. Herr Stollsteimer segnete nach zwei Korrekturen dann unseren Plan auch ab. Wäre ein Fehler aufgetreten hätten wir ihn an den Ohren geschüttelt!!! (Für diese Werbung bekommen wir übrigens weder Geld noch Naturalien! Ich beschreibe wie es war.)
Unserer Plan auf der Erzeugerseite sah so aus:

Dann haben wir erstmal den Kabelbedarf ausgerechnet und allerhand Elektrowerkzeug und Zubehör gekauft (gibts auch bei Fa. Lapp, dem Großhandel):
- Crimpzange, Abisolierzange, Presszange,
- Schrumpfschläuche, Isolierband
- Kabelschuhe, Aderendhülsen, Flachsteckverbinder …
alles von 0,75 quadrat bis 75 quadrat und nicht vergessen die siebzehntausenddreihundertachundfünfzig Kabelbinder!

Geschwitzt, Hilfe mit Verkabelungserfahrung dazugeholt, weiter geschwitzt, Motorpläne studiert und dann … angeschlossen ….
Jetzt faß ich mal zusammen:
- 1. Wir sind auch nicht blöder als andere
- 2. Erstmal überlegen, was man alles braucht, und was man will
- 3. Nicht abwimmeln lassen
- 4. Nichts aufschwätzen lassen, selber denken
- 5. Elektrik ist Physik und kein Hexenwerk
Unterschied: Elektrolyse und Galvanik
Fortsetzung folgt …
Ahoi … Ulli + Michl
Elektrik an Bord: DIY – Galvanik und Elektrolyse zum Trotz