.. oder Unterwegs auf der „boot“
Moin, Moin große Welt, nun ist sie also vorbei die grosse Bootshow in Düsseldorf. Wir waren auch mehrere Tage dort, wie alle Jahre. Messen sind unsere Restaurations-Ausbau-Info-Quellen. Man kennt uns. Und wir kennen sie auch. „Settige und Settige“, wie man im Allgäu sagt. Freundliche, Zuvorkommende, Gescheite, Kompetente, Ehrliche und die Anderen. Ich konzentrier mich mal auf die Anderen, denn die sind unterhaltsamer (zumindest solange man nichts gekauft hat).
Da gibt es die Spezies „Lutscherverkäufer“. Diese Jungs (Lutscherverkäuferinnen gibt es in diesem Sektor nicht. Entweder sind die Damen kompetent oder hübsch & still) verkaufen in einem Jahr Segel, im nächsten Laderegler, im nächsten Bilgenpumpen und im Jahr darauf Sicherheitsausrüstung. Immer strahlend und hochmotiviert. Detaillierte Fragen bewirken einen kurzen Adrenalin-Schub, welcher dann umgehend in Allgemeinplatitüden umgewandelt wird. Bei einem guten Lutscherverkäufer allerdings stellt man gar keine Fragen. Die Überzeugungskraft und die Argumente sind so schlüssig, dass man gerne den Kaufvertrag unterschreibt und sich wundert, wie man bisher ohne dieses neue Winschen-Halterungs-Sicherungs-Digital-Segel hat überleben können. Ein Gefühl von Dankbarkeit kommt auf ….
Es gibt auch den Verkäufer-Typ „Sprech mich nicht an“. Da wird geschäftig irgendwo rumgewusselt, oder in die Luft gekukt. Gerne auch tratschen zwei „Ich-hab-keine-Zeit-für-Kunden“- Verkäufer miteinander und ignorieren hilflos dastehende Messebesucher. Diese Spezie steht gerne in den Bootshallen. Da wird sozusagen im Vorfeld sortiert. Trifft Dich ein gelangweilter oder gar kein Blick ist klar: Du hast kein Geld, und kannst Dir nichts leisten.
Dann gibt es noch die Verkäuferspezie „Höher, Weiter, Schneller, Neuer“. Diese Herren kennen sich in ihrem Gebiet sehr gut aus. Kennen auch die ganzen Raffinessen ihres Produktes, und können jedes Knöpfchen souverän bedienen. Allerdings fehlt oft der Blick fürs große Ganze. Zum Beispiel ist ein Radargerät für Otto-Normal-Segler auf dem Bodensee nicht unbedingt ein Sicherheitsaspekt. (Bin ich hier vielleicht etwas kleingeistig und engstirnig).
Bei diesemThema fällt mir gerade unsere „Motor“-Erfahrung ein: Unser alter Volvo-Penta, Baujahr 1963 war nicht mehr zu retten. Wir brauchten einen neuen. Als Jollensegler war Motor nie ein Thema, und so nutzten wir die Messe zur Information. Wollen wir einen Roten, nen Blauen, nen Grünen, nen Weissen? … die waren alle so hübsch anzusehen, da konnt sogar ich ins schwärmen kommen ….
Messestand 1
Wir:“ Hallo, wir brauchen einen neuen Motor für unser Boot.“
Verkäufer 1:“ Wieviel PS hatten Sie denn bisher?
Wir:“ 68PS“
Verkäufer 1:“Dann nehmen Sie am Besten 75 PS“
Messestand 2
Wir: „Hallo, wir brauchen einen neuen Motor so zwischen 55 und 75 PS“
Verkäufer 2: “ Haben Sie denn ein Segel- oder Motorboot?“ (Huch, das wollte der von Stand 1 gar nicht wissen)
Wir: “ Segelboot, 12 Tonnen, Langkieler, für große Fahrt“
Verkäufer 2: „Da würde ich an Ihrer Stelle 110 PS nehmen, da haben Sie mehr Power und darum mehr Sicherheit.“
Wir: “ Aha, ja leuchtet uns ein ….“
Messestand 3
Wir: „Hallo, haben Sie einen Motor mit 110 PS für unser Segelboot?“
Verkäufer 3 (leicht entsetzt): „Ja was haben Sie denn für ein Boot?“
Wir:“ Langkieler, 12t, Oldtimer“
Verkäufer 3: “ Da reichen 45 PS“
Wir:“ Aha“
Bei Messestand 4 und 5 waren die Vorschläge auch nicht fundierter. Es gab keine nachvollziehbare Antwort. Leicht verwirrt und völlig schlau in der Motorensache kümmerten wir uns dann lieber um einen neuen Propeller … einen Drehflügelpropeller!
Zwei gscheite Mädels aus Bremerhaven!
Mädels: „Wie groß ist Euer Propellerbrunnen? Dann können wir von hinten nach vorne rechnen …. Passender Propeller … Optimale Kraftübertragung … Übersetzung .. …Kommt raus …. 55 PS Motor von Firma X oder Firma Y. Mehr PS quirrlt nur das Wasser und bringt nichts.“
Wir: “ Firma X passt nicht rein, nehmen wir Firma Y. Problem gelöst!“
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DANKE! Es gibt sie. Die Kompetenz! Der Blick über den Tellerrand. Der Kunde im Fokus. Auch auf der boot in Düsseldorf. Desalb fahren wir jedes Jahr wieder dorthin.