Erstens: unsere Winter sind nicht mehr so heftig. Meistens! So haben wir die Saison schon gerne im März gestartet und bis in Dezember verlängert. Warum das Schiff für 3 Monate auskranen? Der Stahlrumpf ist nicht empfindlich und zum Unterwasserschiff reinigen können wir tauchen …
Also:
Safari überwintert im Wasser.
Ab Dezember wurden die Segel abgeschlagen und eine luftige Winterplane sehr fest gespannt. Zur doppelten Leinenführung kamen noch vier Hilfsleinen an die nächsten Pfähle hinzu, weil der Pfahl vielleicht der schwächste Punkt sein wird. Lange Leinen bieten ein stärkeres Reck, wer weiß, wie die Winterstürme werden.
Schneebedeckte Berge und eine leichte Eisschicht im Hafenbecken lassen den Winter erahnen. Für Dezember fast ungewöhnlich.

Winterfest
Die „winterfest“-Arbeiten erledigen wir nach bestem Können und sehr gewissenhaft, denn der Klassiker hängt an acht Leinen und es ist doch sehr unschön, wenn das Vermögen aus Unvermögen am Ende auf Grund liegt. Jetzt, dank Fön, herrschen kurzfristig fast frühlingshafte Temperaturen, und unsere To-Do-Liste wird zügig abgearbeitet:
Motor mit Frostschutzmittel sichern; wichtig: Frostschutz muß auch im Seeventil sein.
Alle Wasserkreisläufe und Tanks leeren und die Seeventile mit Frostschutz versehen und schliessen.
Frostschutz kommt auch in die Seetoilette und wird mit der Pumpe angesaugt, damit das ganze System gefüllt ist. Seeventil schließen.
Die Cockpitlenzer mit Frostschutz füllen, kurz die Kugelhähne öffnen und wieder schließen. Stopfen auf die gefüllten Abläufe. (Natürlich nur, wenn eine dichte Plane ohne Wassersack über das Cockpit gespannt ist!) Wenn das Cockpit volllaufen kann, dann einen dünnen Gummischlauch mit Dichtungsmasse verschießen und durch die Lenzrohre bis weit unter die Wasserlinie führen. Breitet sich das Eis aus, kann der Schlauch zusammengepresst werden.
Einen Frostwächter in Motorraum aufstellen
An zwei Tauchpumpen (einfaches Baumarkt-Modell) klemmen wir ca. 80cm Schlauch. Die Tauchpumpen werden im Abstand von 5 Metern ca. 1,5 Meter unter das Schiff gehängt. Zusammen mit einer 0815 Zeitschaltuhr kann bei Bedarf warmes Wasser von unten (4°C-8°C) hochgepumpt werden. Tauchpumpen sind keine Dauerläufer! Deshalb immer im Wechsel.
Und dann noch die Eisschollen-Kollisions-Verhinderung: Ein Feuerwehrschlauch mit Luft füllen und außerhalb der Dalben rund ums Schiff eine Box spannen. Schlauch an den Dalben befestigen, denn mit zunehmender Kälte fängt der Schlauch an, im Wasser zu schweben.
Der Winter kann kommen, wir sind gerüstet!
Nach der „boot“ kommt der Frühling … oder …
WasserEis – Überwintern im Hafenbecken
Meistens dauert der Winter ja ab der „boot“ im Januar nicht mehr lange. Aber manchmal fängt der Winter dann auch erst an. Manchmal eben. So geschehen 2012. Ein eisiger Frost hat Russland fest im Griff. Von Russland ist man es gewohnt, daß dort einiges recht frostig daherkommt. Wenn jedoch die Kaltfront zu uns herschiebt, dann wird der gemeine Yachtbesitzer, mit Winter-Wasser-Platz, doch recht nervös.
Wettervorhersage: Stabile Ostwindlage mit schnell fallenden Temperaturen
-6°C, -10°C, -14°C …
der morgendliche Blick aufs Thermometer macht nervös. Der erste Weg, wenn es hell wird, führt an den Hafen. …. Der erste Blick um die Ecke. … Sehen wir die MAsten noch … kurze Peilung …. Schwimmt sie noch?….
Die geschlossene Eisdecke im Hafen nähert sich täglich mehr dem Schiff. Die Sonne scheint und der kalte Ostwind pfeifft … Spazierengehende Clubmitglieder erzählen von der Eisgfrörene 1963, als der Bodensee komplett zugefroren war, und sie erzählen von dem Segelschiff, das damals unterging. Davon, wie alle mit Sägen und Bohrern kamen, um das Eis aufzusägen. Wie sie mit Winden und Böcken von der Eisenbahn die Yacht, aus der Tiefe des Hafenbeckens, auf das Eis hievten. Wie sie das gewässerte Schiff übers Eis an Land zogen …. Ja, solche Geschichten mag man hören …. Die Nervosität steigt: „Haben wir alles richtig gemacht?“
Die Wettervorhersage: „Stabile Ostwindlage und weiter fallende Temperaturen „… Der Winter hat Europa fest im Griff!


Zugkraft von gefrosteten Festmacherleinen
Beim morgendlichen Kontrollgang fällt der Blick auf die Festmacher. Festmacher mit viel Reck, die recken sich und weil es sau kalt ist, ziehen die sich nicht mehr zusammen. Sprich sie sind nun zu lang. Aber leider nicht mehr bewegbar, weshalb kein Nachbinden möglich ist. Schaukeln des Schiffs heißt deshalb: Leine rein ins Wasser, naß raus und Blitzeis, rein ins Wasser, naß raus und Blitzeis, rein ins Wasser …. und nach einer Nacht werden aus Leinen Eispfosten.
Was durchgefroren ist bricht leichter, oder? Leider konnte (oder wollte) mir der Leinenhersteller keine Antwort geben, auf meine Frage, was Leinenpfosten denn nun für Zugkraft oder Bruchlast haben … Auch auf der Messe gab es nur die Antwort: Bei Zug springt das Eis ab, und dann ist wieder die volle Zugkraft erhalten … und meine Mutter ist die Prinzessin von TakaTukaLand.
Selbststehenden Fender
Praktisch sind die Fender mit Stehfunktion. Nachdem bei der Kälte die Gefahr eines anlegenen Nachbars nicht besteht, montieren wir die Fender ab. Bei gefühlten 20° unter Null, sind die Fenderleinen schon eine Herausforderung. Aber das raumsparende Abstellen der Puffer hat was .. *grins

Schollenschubsen
Es wird noch kälter: -18° und die kälteste Nacht mit -19,5°C
Unsere Nerven liegen blank. Bereits die dritte Woche mit den eisigen Temperaturen. Es weht immer noch konstant mit 4-5 BF aus Ost. Die Eisdecke ist fast bis zur Safari gewachsen. Die ersten großen Eisschollen wandern mit dem Wind über die Bucht in unseren Hafen und wir sind mitten drin in der Eisbewegung.
Der Schlauch bremst die Schollen ab, jedoch rutschen immer wieder welche unter dem Schlauch durch. Wir haben Angst um unseren Lack, und um ein Seeventil, das genau in der Anschlagschneise liegt. Deshalb krabbeln wir stundenweise im Wechsel unter der Plane auf und ab und schubsen die Schollen wieder unter dem Feuerwehrschlauch nach draußen. „Was hast Du heut so getan?“ – „Ich war beim Schollenschubsen!“ *großartig .
Und wer schleicht morgends um 4 Uhr dick vermummt über die Insel? Zur Kontrolle und zum Eisschieben? Ja genau: Bootsbesitzer mit Yacht im Wasser. Sprich wir. Und es ist sooooo verdammt kalt. Aber außer uns niemand unterwegs. Zumindest nicht nüchtern.
Die Wettervorhersage: „Weiterhin stabile Ostwindlage“… Auch in Südeuropa ist es bitter kalt!


Die Eiskante bewegte sich 3 Tage um unser Boot, bis sie endlich fest ist. Der Feuerwehrschlauch und die Pumpen haben sich bewährt. Seltsam ist, daß bei dem Segelschiff nebenan, nie jemand nach dem Rechten sieht. Ok, da gibt es auch keine Seeventile, und es ist ein leicht gammeliger Pott.
Das Wetter ist traumhaft, wie die ganzen vergangenen Wochen, Sonnenschein und frischer Wind aus Ost.
Die Wettervorhersage: „Stabile Ostwindlage und weiterhin Temperaturen bis zu -20°C“… Doch nun können auch wir diesen herrlichen Winter geniesen.
Im Hafenbecken ….


Weil nach dem Eis, ist vor dem Segeln
So ganz in die Ruhe kamen wir dann doch nicht, denn ab dem 20. Februar kippte das Wetter. Und Ende März waren wir schon wieder segelnd unterwegs … und alles war nur noch eine Erinnerung, eine Winter-Geschichte von 2011/2012.
Fürs Logbuch:
Eis ist wunderbar, wenn es fest ist
Feuerwehrschläuche sind ein praktischer Schollen-Schutz und ein perfekter Scheuerschutz
und beim Ersten Mal ist immer alles sakrisch aufregend!
Beste Grüße und Ahoi
PS: Auch der Hamburger HAfen war eher eine Eispiste und Stralsund war komplett gefroren. In Serbien lag 3m Schnee und sogar auf Palma konnte man einen kleinen Schneemann bauen …. Eiszeit mit viel WasserEis.
Eine übersichtliche gute Checkliste für ein winterfestes Boot findest Du auf hier.
Ahoi, Ahoi …
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Hallo Rosa und Ulli !
Eure Erlaubnis vorausgesetzt, möchte ich Euren PFAD
http://smutje-rosa.blogspot.de/2014/11/plastik-tuten-meer-nachhaltigkeit-jeans.html
unter: http://www.sy-delle.de/pages/augen-blick-mal/hier-kann-man-helfen.php einstellen
Bitte eine AW per Mail, sonst auch über eine PN bei TO dazu
Thema Korrosion per PN geführt in:
http://www.trans-ocean.eu/Forum/zumTOForum/tabid/166/aft/1239/Default.aspx
Hab ich diesen Text dort im TO (NOCH ?) nicht, aber bei MERGERuFriends bereits eingestellt
1. Ein Dieselmotor ist (immer) einpolig nur mit Plus verkabelt.
2. Die Masse bekommt er von der Masseschiene. also vom Metallrumpf / bei GFK dann woher ?
3. Ein Starter braucht beide Pole. Die bekommt er beim Startvorgang über einen Magnetschalter auf das Einrückrelais.
(Ein besonderer Vorgang mit Wirkung auf den Reihenschluss-Anlasser)
4. Zwar wird das Anlasserritzel nach dem Loslassen des Startschlüssel zurückgeführt, aber die Zweipoligkeit bleibt dann geschaltet
5. Hier sollte bei Metallrümpfen eine Trennautomatik eingebaut werden, was bei der DELLE auch gemacht worden ist.
Nach dem Lauf ist der Starter und DAMIT wohl auch der Motor wieder Massefrei
Eine Zeichnung von dem Massetrennautomaten kann ich scannen !
Vorschlag: stellt mal Eure Bewertungen und Fotos in http://www.PORTMAPS.de ein
Die Kielwasserfahrer werden es Euch danken
bis denne – jr-DELLE